Turteltaube

Turteltaube Bild: Eberhard Körner, NABU Bretten
Turteltaube Bild: Eberhard Körner, NABU Bretten
Turtelaube Bild: Eberhard Körner, NABU Bretten
Turtelaube Bild: Eberhard Körner, NABU Bretten

Die Turteltaube - Vogel des Jahres 2020
Symbol für Glück und Liebe

 

Zwischen Ende April und Mitte Mai kommen die Turteltauben in ihre Brutgebiete zurück und beginnen mit der Balz. Eigentlich würde die Turteltaube gut in die hippen Großstädte passen, denn sie ernährt sich fast ausschließlich vegan und bevorzugt dabei Wildkräuter- und Baumsamen, wie von Kiefern und Ulmen. Unserem Jahresvogel schmecken außerdem besonders Samen von Klee, Vogelwicke, Erdrauch, Wolfsmilch sowie Leimkraut – Wildkräuter (auch Unkraut genannt), die aufgrund der heutigen intensiven Bewirtschaftung der Felder viel seltener zu finden sind.

 

Turteltauben sind die einzigen Langstreckenzieher unter den Taubenarten Mitteleuropas. Sie verlassen zwischen Ende Juli und Anfang Oktober Europa, um südlich der Sahara zu überwintern. Vor der kraftraubenden Querung des Mittelmeers müssen die kleinen Tauben Pausen einlegen, um den anstrengenden Flug zu schaffen. Mit bis zu 60km/h und bis zu 700 Kilometern nonstop fliegen sie dann über Sandwüsten durch die Nacht. Im Gegensatz zum nächtlichen Herbstzug fliegen die Tauben im Frühling bei Tag zurück in die Brutgebiete. Doch durch illegale und legale Jagd sind sie auf ihrem Zugwegstark gefährdet. Allein in der EU werden jährlich rund 2 Millionen Turteltauben geschossen. Besonders im Süden Europas wird die Turteltaube massiv bejagt – und das in zehn EU-Ländern legal. Seit 1980 sind fast 90 % ihrer Bestände in Deutschland verloren gegangen. Leider zählt die Turteltaube somit zu den weltweit gefährdeten Arten. Dabei hat sie viel zu bieten – z.B. optisch: wie ihre Verwandten hat auch die Turteltaube eine rundliche Gestalt mit kleinem Kopf. Auffällig ist das unverwechselbare farbenfrohe Gefieder. Der Oberkopf ist blaugrau, die Flügel rostbraun mit schwarzen Anteilen. Die Halsseiten ziert jeweils ein schwarz-weiß gestreifter Fleck. Kehle und Brust sind zart rötlich gefärbt. Der Schwanz ist dunkel mit weißem Ende. Ein deutlich rötlicher Lidring umrandet das orange bis rot leuchtende Auge. Männchen und Weibchen sind optisch kaum zu unterscheiden. Die schlank und spitz zulaufenden Flügel ermöglichen einen schnellen Flug für den weiten Zugweg der kleinsten in Deutschland vorkommenden Taube.

 

Der Gesang der Turteltaube wirkt zarter, aber eintöniger als bei anderen Tauben und lässt sich gut von anderen Vogelstimmen unterscheiden. Ihr schnurrendes, tiefes Gurren trägt sie ausdauernd vor. Neben diesem Gesang wird sie ihrem Namen noch durch ihr Balzverhalten gerecht. Von einem erhöhten Punkt aus fliegt die Taube steil auf und gleitet dann in einem Bogen zur Sitzwarte. Gefällt der Partnerin oder dem Partner diese „Flugschau“, baut das frischgebackene Pärchen ein flaches Nest aus Zweigen ins Gebüsch. Beobachten lässt sie sich gut in Auengebieten, lichten Waldsäumen mit Wassernähe oder Flusstälern. Dabei ist das erwähnte Gurren ein untrügliches Zeichen und die Tauben sind schnell mit dem Fernglas gefunden.

 

Text: Dr. Stefanie Schumacher-Schmidt