Farbtupfer Essigbaum

Was wäre der Herbst ohne buntes Laub! Einen großen Beitrag dazu leistet der Essigbaum mit seinen Blättern, deren Farbpalette von grün über gelb zu leuchtend orange und rot reicht und die einen Hauch von „Indian summer“ in unsere Landschaften zaubern. Der Vergleich mit der nordamerikanischen Jahreszeit passt, denn der Strauch stammt aus dieser Region. Wegen seinen beliebten Herbstfarben hat man ihn ab 1602 als anspruchsloses und kälteresistentes Ziergehölz nach Europa eingeführt. Da sich Essigbäume über unterirdische Sprossausläufer üppig vermehren, entstehen oft kleine Dickichte. Wegen dieser teils unkontrollierten Vermehrung sind in der Schweiz Zucht und Verkauf dieser Gartenpflanze verboten.

 

Wegen der filzig behaarten Triebe, die an den Bast eines Hirschgeweihes erinnern, wird der Essigbaum auch Hirschkolben-Sumach (Rhus typhina) genannt. Im Gegensatz zu seinen teils hochgiftigen Sumach-Verwandten verursachen seine Pflanzenteile und der Milchsaft allenfalls Magen-Darm-Verstimmungen. Die Indianer sollen den Essigbaum zur Blutstillung, zum Gerben und Färben verwenden. Der Einsatz als Lebensmittel ist widersprüchlich: Ein kurz in Wasser eingelegter kolbenartiger Fruchtstand ist als Vitamin-C-haltiges Erfrischungsgetränk „Indian lemonade“ bekannt. Bei uns geht der Name Essigbaum auf die Verwendung als Säuerungsverstärker im Essig zurück.

 

Essigbäume wachsen als männliche und weibliche Pflanzen und bilden breit gewachsene, drei bis fünf Meter hohe Sträucher mit meist mehreren verzweigten Stämmen. Als Baum erreicht er Höhen von bis zu 12 Metern. Aus Stammverletzungen tritt ein zäher Saft aus, der bei einer chinesischen Art seit Jahrtausenden als Möbellack verwendet wird. In Gärten angepflanzte Zuchtsorten haben im Gegensatz zur Normalform auch geschlitzte Fiederblätter.

 

Dr. Stefan Bosch