Winterschlaf: Überleben durch Energiesparen

„Schlafen wie ein Murmeltier“ sagt das Sprichwort und bezieht sich auf das Phänomen des Winterschlafes. Mit einem „Leben auf Sparflamme“ überdauern Murmeltiere, Hamster, Igel, Siebenschläfer, Haselmaus und Fledermäuse die kalte Jahreszeit. Da sie dazu frostsichere unterirdische Räume wie Baum- und Erdhöhlen, Felsspalten, Baumwurzeln oder Höhlen aufsuchen, kann man winterschlafende Tiere nur selten beobachten.

 

Im Herbst fressen sich Winterschläfer ein Fettpolster als Energievorrat und Kälteschutz an. Über den Winter senken sie drastisch ihre Körpertemperatur und reduzieren alle Körperfunktionen auf ein Minimum. Die Temperatur sinkt auf wenige Grad über Null, das Herz schlägt bei Murmeltieren statt 100 nur noch zwei bis drei Mal pro Minute und pro Stunde wird einmal geatmet. Droht der Körper zu erfrieren, heizt die körpereigene Wärmeregulation nach. Murmeltiere schlafen in Gruppen und wärmen sich im gepolsterten Bau gegenseitig, Igel und Schlafmäuse rollen sich zur Kugel zusammen. Übrigens können Nicht-Winterschläfer wie Hirsche, Seehunde, Wale und Vögel wie der Mauersegler ebenfalls vorübergehend ihre Temperatur senken, um Energie zu sparen.

 

Den Impuls zum Schlafen geben die Tageslänge, Hormone und die „innere Uhr“. Allerdings ist Winterschlaf kein durchgehender Tiefschlaf. Tage- bis wochenlange Schlafperioden werden von mehrfachem Aufwachen unterbrochen. Die Tiere heizen ihren Körper kurz auf, um den Schlafplatz zu wechseln oder Kot und Urin abzugeben. Störungen sind fatal: Sie führen zum Erwachen, und verbrauchen unnötig Energie. Im ungestörten Winterschlaf verlieren die Tiere über ein Drittel ihres Körpergewichtes. Geschlafen wird unterschiedlich lange: Bei Igeln drei bis vier, bei Siebenschläfern sechs bis sieben Monate.

 

Winterschläfern kann man mit drei Dingen einen erfolgreichen Schlaf ermöglichen: Geeignete frostfreie Verstecke anbieten wie Reisighaufen und Holzbeigen, für absolut störungsfreie Ruhe z. B. in Höhlen sorgen und mit naturnahen Hecken, Wiesen und Stauden ein optimales Nahrungsangebot für die Zeit vor und nach dem Winterschlaf bieten.

 

Dr. Stefan Bosch

 

Wenn draußen Schnee liegt, schläft die Haselmaus zusammengerollt in einem frostsicheren Versteck.
- Winterschlafende Haselmaus vor winterlicher Landschaft (Fotomontage)