Nussernte im Herbst: Horten, knacken, futtern

Reife Hasel- und Walnüsse sind bei Menschen und Tieren gleichermaßen beliebt. Zahlreiche Tierarten nutzen das jetzt reichlich vorhandene Nahrungsangebot, um es entweder gleich zu genießen oder von der Fülle etwas für schlechte Zeiten beiseitezulegen. Wegen ihres hohen Gehalts an fettigem Öl sind vor allem Walnüsse als Energieträger gefragt.

 

Meistens werden Eichhörnchen mit der Nussernte assoziiert. Flink und geschäftig sind die braunen Wipfelstürmer in diesen Tagen in Gärten, Parks und an Waldrändern unterwegs, um die Nussernte einzufahren. Nüsse dienen ihnen als kleiner Notvorrat für den Winter, der in vielen Depots in Boden- oder Baumhöhlen versteckt wird. Dennoch müssen Eichhörnchen im Winter täglich Zugang zu ihre Hauptnahrungsquelle, den Fichten- und Kiefernsamen haben. Mit scharfen Nagezähnen arbeiten sie einen Spalt in die Nussschale und sprengen die Hälften auseinander. Wald-, Rötel- und Gelbhalsmäuse sind auch keine Winterschläfer und legen Vorräte an Nüssen, Kirsch- und Zwetschgenkernen an. Aber wer versteckt muss auch finden: Die meisten Arten nutzen ihr Erinnerungsvermögen, Versteck- und Suchmuster und den Geruchssinn, um selbst bei Schnee die meisten Nahrungsverstecke wieder aufzuspüren.

 

Im Gegensatz zu Eichhörnchen gehen Haselmaus, Garten- und Siebenschläfer im Herbst in den Winterschlaf. Um sich ein Fettpolster anzufressen, nutzen sie neben Früchten auch Nüsse. Zerspringen herabgefallene Walnüsse am Boden futtern Blau- und Kohlmeisen gerne den energiereichen Inhalt. Rabenkrähen öffnen mit speziellen Techniken hartschalige Nüsse: Sie werfen sie im Flug über Dächern oder asphaltierten Wegen ab bis sie zerspringen, oder lassen sie gezielt von Autos überfahren. Buntspechte klemmen Nüsse in Rindenspalten, um dort die harte Schale mit dem Schnabel aufzuhacken. Oft sammeln sich unter solchen „Spechtschmieden“ jede Menge Zapfen- und Nussreste. Kleiber, Tannen- und Eichelhäher, Tannen- und Sumpfmeise legen ebenfalls vorübergehende kleine Nahrungsdepots in Spalten an. Sie sind damit wie die Eichhörnchen „Ökosystem-Ingenieure“, die sich ihren Lebensraum selbst pflanzen, denn aus vergessenen Verstecken können wieder neue Bäume sprießen.

 

Dr. Stefan Bosch