Der Waldkauz

Vogel des Jahres 2017

Foto: Hans-Otto Gässler

Mit dem Waldkauz wurde 2017 die häufigste Eule Deutschlands zum Vogel des Jahres gekürt. Er bietet hervorragende Anknüpfungspunkte für Naturerlebnisse in der Dämmerung und Nacht sowie am frühen Morgen. NABU und LBV starten daher im Waldkauzjahr eine neue Aktion unter dem Namen "NachtnaTOUR". Ob Fledermäuse, Nachtigallen, Igel oder Eulen – dieses Projekt dreht sich um alle nachtaktiven Tiere.

 

Kompakt aber mit Schleier

 

Der Waldkauz ist insgesamt kompakt und erreicht eine Körperlänge von 40-42 cm. Die Weibchen sind etwas größer und um etwa ein Viertel schwerer als die Männchen. Neben den kurzen, breiten Flügeln und dem ebenfalls kurzen Schwanz ist der runde Kopf ohne Federohren, aber mit einem markanten Gesichtsschleier charakteristisch für den Waldkauz.

 

Das Gefieder ist graubraun oder rostbraun mit hellen Flecken auf den Flügeldecken, so sind die Tiere tagsüber sehr gut getarnt. Jungvögel sind durch ihr hellgraues oder gelbliches Daunengefieder mit dunklen Querbändern leicht von ausgewachsenen Tieren zu unterscheiden.

 

Alleskönner im Dunkeln

 

Waldkäuze sehen ausgezeichnet im Dunkeln, solange noch ein wenig Restlicht vorhanden ist. Ihre großen Augen nehmen besonders viel Licht auf. Eulenaugen sind im nach vorne gerichtet und ermöglichen ein räumliches Sehen. Bei völliger Dunkelheit verlassen sich jagende Waldkäuze ausschließlich auf ihr Gehör. Geräusche werden durch die Trichterwirkung des Gesichtsschleiers schallverstärkt an die unter Federn versteckten Ohren geleitet.

 

Wie alle Eulen fliegen Waldkäuze nahezu geräuschlos. Ein besonders dichtes und samtartiges Polster auf der Oberseite der Federn und kammartige Zähnchen an den Kanten der äußersten Flügelfedern verwirbeln den Luftstrom beim Fliegen und unterdrücken damit jedes Geräusch.

 

Europa, Sibirien und Afrika

 

Der Waldkauz kommt beinahe in ganz Europa vor. Außerhalb Europas besiedelt er Teile Westsibiriens, das Atlasgebirge in Nordafrika, Teile der Türkei und des Irans sowie den Libanon und Israel. Aktuell brüten 43.000 bis 75.000 Paare in Deutschland, die fast flächendeckend vorkommen. Europaweit und in Deutschland wird der Bestand langfristig als stabil eingeschätzt. Wie alle heimischen Vögel gehört der Waldkauz zu den „besonders geschützten“ Vogelarten.

 

Wie der Name schon sagt …

 

Am wohlsten fühlt sich der Waldkauz in lichten Laub- und Nadelwäldern mit einem entsprechenden Angebot an Bruthöhlen und einem reichhaltigen Beuteangebot. Aber der Lebensraum des Waldkauzes ist nicht ausschließlich durch Wald geprägt. Als ideal gelent ein Waldanteil von 40-80 %, Lichtungen, Waldränder und angrenzende Felder.

 

Findet der Waldkauz keine geeigneten Baumhöhlen als Brutplatz, weicht er in den Siedlungsraum aus. Dort nutzt er zum einen ruhige Winkel von Gebäuden, Scheunen oder Nistkästen, sofern Einflugmöglichkeiten vorhanden sind. Zum anderen brütet er in Höhlen alter Baumbestände in städtischen Parkanlagen, Alleen, Gärten oder auf Friedhöfen. Beliebte Höhlenbäume sind Eichen, Linden, Buchen oder Platanen.

 

Nicht gerade wählerisch

 

Waldkäuze beginnen etwa 20 Minuten nach Sonnenuntergang mit der Nahrungssuche. Sie sind wendige Ansitzjäger, die ihre Beute in der Regel von einem erhöhten Ansitz aus anvisieren, bevor sie zustoßen. Aber auch bei der Flugjagd oder zu Fuß am Boden sind sie sehr geschickt. Bei der Nahrung ist der Vogel nicht wählerisch, er erlegt Beutetiere mit einem Gewicht von bis zu 300 Gramm. Seine Hauptbeute sind Mäuse, ergänzt durch andere Kleinsäuger wie Maulwürfe, Ratten oder Jungkaninchen. Sind Kleinsäuger nicht verfügbar, weicht er auf andere Nahrungsquellen aus und frisst, was in seinem Revier in hoher Dichte vorkommt. Das können Vögel, Kröten, Frösche, Käfer oder sogar Regenwürmer sein.

 

Das langgezogene „Huu-huhuhuhuhuu“ ist vor allem im Herbst oder im Winter während der Balz oder Reviermarkierung zu hören. Fast das gesamte Jahr über ist außerdem der Kontaktruf „Ku-witt“ zu hören. Beide Geschlechter können sowohl den Balzruf als auch den Kontaktruf äußern. Die Rufe des Weibchens klingen dabei immer etwas höher und heißerer.

 

Frühzeitig den Partner sichern

 

Ab dem Herbst balzen die Käuze, um einen Partner anzulocken, um die bestehende Paarbindung zu erneuern – denn Waldkäuze sind sich ein Leben lang treu – oder um ihr Revier gegen Rivalen abzugrenzen.

 

Legebeginn einzigen Brut im Jahr ist je nach Witterung im Februar oder März, in Städten oft sogar bereits im Januar. Das Weibchen brütet allein und wird währenddessen vom Männchen versorgt. Insgesamt legt das Weibchen im Abstand von 2 Tagen 2-4 rundliche, weiße Eier. Die Brut beginnt nach der Ablage des ersten Eis. Während der gesamten Brutzeit verlässt das Weibchen die Höhle nur während kurzer Brutpausen und der Beuteübergabe durch das Männchen. Nach etwa 28-29 Tagen schlüpfen die Jungvögel zeitversetzt entsprechend der Ablage der Eier. Mit etwa 10 Tagen können junge Waldkäuze selbstständig aufrecht sitzen, mit etwa 16 Tagen öffnen sie die Augen. Je nach Lage und Beschaffenheit der Bruthöhle dauert die „Nestlingszeit“ beim Waldkauz etwa 4 Wochen an.

 

Danach verlassen die noch flugunfähigen Jungkäuze das Nest und halten sich im Geäst in der Nähe der Bruthöhle auf. Sie werden als „Ästlinge“ bezeichnet. Flugfähig sind junge Waldkäuze mit 6-7 Wochen. Die Geschlechtsreife erreichen Waldkäuze zum Ende des ersten Lebensjahres.

 

Das Problem: „Forstwüsten“, Nagergifte

 

Intensiv bewirtschaftete Wälder, eintönige „Forstwüsten“, das Fällen alter Höhlenbäume, Gebäudemodernisierungen und ausgeräumte Agrarlandschaften, in denen die Käuze nicht ausreichend Beutetiere finden, stellen die größten Gefährdungsursachen dar.

 

Der Einsatz chemischer Mäusebekämpfungsmittel (Rodentizide) reduziert das Beutetierangebot des Waldkauzes. Daneben hat der Waldkauz auch natürliche Feinde. Ihnen droht hauptsächlich Gefahr durch Uhu, Habicht, Fuchs und Baummarder.

 

Oberstes Gebot, um den Bestand des Waldkauzes langfristig zu sichern sind der Erhalt und die Entwicklung von naturnahen, strukturreichen Wäldern, in denen eine ausreichend große Zahl alter Bäume mit entsprechenden Baumhöhlen als Brutstätten zur Verfügung steht. Bestehende Höhlenbäume müssen als solche ausgewiesen (Höhlenbaummarkierung) und erhalten werden. Zukunftsbäume, in denen sich langfristig neue Bruthöhlen bilden könnten, sollten gepflanzt werden.

 

Im eigenen Garten

 

Im eigenen Garten sollte unbedingt auf den Einsatz chemischer Rodentizide verzichtet werden. Stattdessen sollte man auf die Natur vertrauen: Mäuse im Garten werden zwangsweise Mäusefresser wie Katze oder vielleicht sogar das Mauswiesel anziehen, die die Bestände dezimieren. Mit etwas Glück hat man so die Gelegenheit, die kleinen Mäusejäger bei der Jagd zu beobachten.

 

NachtnaTOUR

 

Um möglichst vielen Menschen die Faszination der Tiere und Pflanzen in der Nacht näherzubringen, starten NABU und LBV im Waldkauz-Jahr die neue Veranstaltungsreihe NachtnaTOUR. Besuchen Sie verschiedene Tiere und ihre Verstecke. Hören Sie den typischen Balzruf des Waldkauzes im Winter, lauschen Sie dem Konzert der „Froschkönige“ im Frühling oder staunen Sie im Juni über das Festival der Lichter, veranstaltet von tausenden Glühwürmchen. Weitere Infos dazu finden Sie hier: www.nabu-netz.de/aktionen/vogel-des-jahres/waldkauz/aktivwerden

 

Quelle: www.nabu-netz.de/waldkauz

 

Überarbeitet von S. Schumacher-Schmidt