Spechte – Trommeln ohne Kopfschmerzen

Hacken, hämmern, klopfen und fulminante Trommelsalven, das sind die typischen Lautäußerungen unserer Spechte, die uns im Frühlingswald auf Schritt und Tritt begleiten. Mit ihren kräftigen Schnäbeln klopfen Spechte Insekten aus dem Holz oder Samen aus den Zapfen, zimmern Bruthöhlen in Baumstämme und schlagen zur Revierabgrenzung weithin ratternde Trommelwirbel. Dabei trifft der Schnabel bis zu zwanzig Mal pro Sekunde auf das Holz und das je nach Spechtart bis zu 12000-mal am Tag. Ein trommelnder Spechtkopf erreicht Geschwindigkeiten von bis zu sieben Metern pro Sekunde. Wird diese Geschwindigkeit beim Auftreffen entschleunigt, entspricht das einem Menschen, der aus vollem Sprint gegen eine Wand läuft. Schon lange stellen sich die Fragen, wie Spechtschädel und das Gehirn dies unbeschadet aushalten und weshalb trommelnde Spechte keine Kopfschmerzen bekommen. Lange meinte man, Kopf und Schnabel funktionierten wie ein Stoßdämpfer, doch diese verbreitete Ansicht gilt aufgrund einer neuen Studie als überholt.

 

Kopf und Schnabel haben keinerlei stoßdämpfenden Funktionen, sondern bilden zusammen biomechanisch einen hocheffektiven Hammer. Ansonsten bräuchten Spechte wesentlich mehr Kraft, um ins Holz einzudringen. Außerdem sind Spechtgehirne relativ klein und leicht sowie gekippt und so kompakt in den Schädelknochen gelagert, dass ihnen die einwirkende Energie nichts anhaben kann. Erst wenn Spechte mit der vierfachen Stärke auf Holz schlagen, würden sie eine Gehirnerschütterung erleiden. Spechte können also ihren Schnabel bedenkenlos bei der Nahrungssuche und zum weithin schallenden Trommeln mit voller Kraft einsetzen ohne Schäden oder Kopfschmerzen zu riskieren.

 

Dr. Stefan Bosch