Gartenschläfer: Zorro in Nöten

Mit dem Gartenschläfer wurde ein echter Sympathieträger zum „Tier des Jahres 2023“ gewählt. Der kleine bunte Bilch lebt in Laubwäldern und -wie der Name andeutet- auch in Gärten, sofern sie naturnah sind. Dennoch finden sich Gartenschläfer in Baden-Württemberg schwerpunktmäßig nur noch im Schwarzwald und im Rhein-Main-Gebiet. Denn ihr Verbreitungsgebiet schrumpfte in den letzten drei Jahrzehnten um dramatische 50 Prozent. In nur noch fünf von 26 Ländern gelten ihre Bestände als stabil. Der bei uns stark gefährdete Gartenschläfer ist das am stärksten im Bestand zurückgegangene Nagetier Europas.

 

Zusammen mit Siebenschläfer und Haselmaus zählen Gartenschläfer zu den Schlafmäusen bzw. Bilchen, die ihrem Familiennamen mehr als gerecht werden: Als nachtaktive Tiere verschlafen sie nicht nur den Tag, sondern in Baumhöhlen und Felsspalten auch das halbe Jahr, denn von Oktober bis April halten sie je nach Witterungs- und Nahrungsbedingungen einen energiesparenden Winterschlaf. Mit 15 Zentimetern Körperlänge ist der Gartenschläfer der kleinste Vertreter der Schlafmäuse und mit einem rotbraunen und grauen Fell oberseits und einem weißen Fell am Bauch der bunteste. Die schwarze Gesichtszeichnung ähnelt der „Zorro-Maske“ und der lange, behaarte Schwanz endet in einer breiten Quaste. Gartenschläfer bewohnen Lebensräume von den Mittelgebirgen, über Laubwälder, Weinberge und Obstwiesen bis zu Stadt- und Schrebergärten, sofern es dort Verstecke in Felsen, Gestein, Totholz oder Nistkästen, dichte Vegetation, freien Boden und abwechslungsreiche Nahrung gibt. Gartenschläfer sind wenig wählerische Allesfresser, benötigen jedoch zu jeder Mahlzeit zwingend Insekten. Beliebt sind im Herbst auch süßes Obst und Beeren.

 

Da es in Baden-Württemberg trotz eigentlich günstiger Lebensräume einige Verbreitungslücken gibt, wären weitere Nachweise interessant und hilfreich. Beobachtungen von Gartenschläfern (keine Siebenschläfer!) können unter www.gartenschlaefer.de gemeldet werden.

 

Dr. Stefan Bosch