Was ist aus dem Stieglitz geworden?

Bild: Hans-Otto Gässler

Farbenprächtig ist er, der Vogel des Jahres 2016. Der Stieglitz, der auch als Distel- fink bekannt ist, macht seinem Namen besonders im Spätsommer alle Ehre. Dann ist er häufig auf Disteln zu sehen um deren Samen geschickt herauszupicken. Der Fast-Vollzeitvegetarier ernährt sich hauptsächlich von halbreifen oder reifen Samen von Stauden, Gräsern und Bäumen. Nur sehr selten frisst er Blattläuse, die er ge- schickt von den Pflanzen absammelt. Selbst bei dickem Schnee findet er noch sei- ne Nahrung: im Futterhäuschen um die Ecke.

 

Der gesellige Vogel lebt gerne in Wohngemeinschaften mit anderen Paaren zusammen. Dabei bevorzugt er Obstbaumkulturen und blumen- und artenreiche Wiesen, die ihm das ganze Jahr über reichlich den Tisch decken. Der Erhalt von Streuobstwiesen ist für den Baumbrüter essentiell, denn er sucht sich für den Nestbau eine Höhe von durchschnittlich vier Metern auf Obstbäumen aus.

 

"Doch die agrarwirtschaftliche Nutzung mit zusammengelegten Feldern und zu we- nigen Blumenwiesen und Obstbäumen, wie es sie früher öfters querfeldein gab, machen ihm zu schaffen" erklärt Norbert Fleischer, Vorsitzender des NABU Bretten. Daher ist er öfters in Grünanlagen und privaten Gärten anzutreffen. Doch auch dort wird oft der „Wildwuchs“, nicht zuletzt mittels Unkrautvernichtungsmitteln, entfernt.

 

Seit Mitte der 90er Jahre ist der Bestand um die Hälfte zurückgegangen. Doch was kann jeder Brettener für die Vögel tun? "Mit dem Projekt „Natur Nah Dran“ hat die Stadt Bretten bereits einen vorbildlichen Schritt in die richtige Richtung getan", betont Fleischer. Das grüne und blühende Band, das sich im Jubiläumsjahr durch die Stadt ziehen wird, lockt nicht nur Bienen, sondern auch eine Vielzahl von Insekten und weitere Vogelarten, wie den Stieglitz an.

 

"Doch auch jeder Einzelne ist aufgerufen sich für den Vogel einzusetzen", fordert der Vorsitzende, denn: in den immer steiniger werdenden Vorgärten kann der Stieglitz nicht bestehen. Mit Verzicht auf Pflanzenschutz- und Schädlings-bekämpfungsmitteln und der Einrichtung einer „Wilden Ecke“ im Garten oder dem Balkon mit einer heimischen Wildblumenmischung oder dem Stehenlassen von Scharfgabe, Gänseblümchen, Klatschmohn, Margerite und vielen weiteren Blumen ist Schmetterlingen, Wildbienen und natürlich auch dem „stiglit“, „didelit“ oder „didlilit“ singenden Stieglitz geholfen.

 

Bei der Aktion „Bunte Meter für Deutschland“, die den Lebensraum von Singvögeln, Schmetterlingen, Bienen und weiteren Tierarten ausweiten will, sind bundesweit derzeit 449 Kilometer bunte Meter registriert: www.nabu.de/buntemeter. "So gese- hen würde sich nicht nur der NABU Bretten darüber freuen, wenn sich möglichst viele Mitbürger in ihrem Garten oder auf ihrem Balkon dem Vogel des Jahres 2016 artenreiche Staudenpflanzen anbieten würden" sagt Fleischer.

Bild: Hans-Otto Gässler