Nachtigall und Feldlerche

Bild: Eberhard Körner, NABU Bretten
Bild: Eberhard Körner, NABU Bretten
Feldlerche                                                                            Bild: Eberhard Körner - NABU Bretten
Feldlerche Bild: Eberhard Körner - NABU Bretten

Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche

 

Mit fortschreitendem Frühling nimmt auch die Vogelstimmenvielfalt an interessanten Stellen fast schon unübersichtlich zu. Und wenn Hecken, Büsche und Bäume schon voller Laub stehen, bleiben selbst die besten Sänger oft lieber im Verborgenen. Eine Artbestimmung ist dann meist nur dem geübten Ohr vorbehalten, wobei Genuss und Erholung darunter glücklicherweise ja nicht leiden müssen. Mit nur wenig Übung lassen sich aber einige unserer prominentesten „Sänger“ erkennen. So wird bei uns der schier unaufhörliche Gesang hoch über Wiesen und Feldern wohl mit großer Sicherheit von einer Feldlerche im anstrengenden Singflug stammen. Und wer bei Dunkelheit aus Hecken oder Feldgehölzen einen wunderbar abwechslungsreichen Vogelgesangvernimmt, darf zurecht an eine Nachtigall denken. Kennzeichnend und sehr schön ist eine immer wiederkehrend eingestreute Strophe mit in der Lautstärke ansteigenden Flötentönen. Besonders begabte Sänger beherrschen bis zu 200 Strophen und mischen gerne Imitationen anderer Vogelarten ein. Trotz ihres Namens ist eine Nachtigall gerade zu Beginn der Brutzeit auch tagsüber gerne und oft zu längeren Gesangseinlagen bereit. Und wenn bei Shakespeare die Julia früh morgens ihren Romeo mit den Worten “Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche“ vom Weggehen abzuhalten versucht, hat Romeo das zu Recht nicht ganz überzeugt. Vom ornithologischen Standpunkt aus betrachtet spricht aber auch nichts dagegen, dass die beiden gleichzeitig Nachtigall und Lerche gehört haben und wie so oft das innere Ohr entscheidet, was man wahrnimmt.

 

Text: Eberhard Körner